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POEMS

2025

Although my practice is rooted in visual art – working with images, spaces, and materials – language has always fascinated me. For me, words are a way to capture the visual world, much like I do when searching for precise and resonant titles for my works.

Four of my haiku were shortlisted in a poetry competition in Germany and will be published in an anthology, both as an e-book and in print!

I am very happy that these brief, fleeting texts have found their way into the world. I share them here as part of my artistic language.

Please note: The haiku remain in German, as their rhythm and resonance only truly unfold in the original language.

 

KANDIERTE KIRSCHE

E-Nummer zur Frucht

Geworden glänzender Lack

Im Sahnebettchen

 

SCHLAFLOS
Im Dunkeln liegend
Menschen gehen durch mich durch
Rippenraum offen

 

 DIE AUFLÖSUNG I

Ohne Konturen

Leicht im Wasser schwehebend

Löse ich mich auf

 

 

DIE AUFLÖSUNG II

Laues Bleichmittel

Getrunken hell gesehen

Dunkel gestorben

Haiku

 

KANDIERTE KIRSCHE

E-Nummer zur Frucht

Geworden glänzender Lack

Im Sahnebettchen

 

SCHLAFLOS
Im Dunkeln liegend
Menschen gehen durch mich durch
Rippenraum offen

 

 DIE AUFLÖSUNG I

Ohne Konturen

Leicht im Wasser schwehebend

Löse ich mich auf

 

DIE AUFLÖSUNG II

Laues Bleichmittel

Getrunken hell gesehen

Dunkel gestorben

OKTOBER. BLUES

Der Mond.
Zu früh.
Der Kran.
Zu präsent.
Die Buchen.
Zu schwer.
Der Wein.
Schwerer noch.
Eigentlich:

Nein.
Uneigentlich:
Ungewöhnlich.
Es dunkelt früh.

 

 

EIN SPIEL?

Wild gewordene Geister,

die Zehenspitzen

meines rechten Fusses

frech berührend.

Feucht. Kalt.

Zweimalig.

 

Die Frauenseite bleibt

trocken.

 

Wer spricht hier

von wild?

Ich nicht.

 

 

 

KRIEG

Drohnen drohen

Polen

mit Gerbera.

 

Ein sanftes,

versöhnliches Wort

für Sperrholz.

Und Schaumstoff.

 

 

 

 

 

ITALIEN

 Nachkriegswohnblocks.

Wäsche.

Wäsche.

Wäsche.

 

Weiss. Schwarz. Bunt.

 

Frauen,

anonym.

 

Flaggen der Arbeit

nicht des Staates.

 

 

 

 

SCHLAFLOS

im Dunkeln liegend.

 

Menschen,

gruppenweise durch mich

hindurchgehend.

 

Der Raum

Meiner Rippen:

offen.

 

Der Strand,

ganz.

Die Unruhe,

ganz.

Alles durch mich.

Meine Brust.

Mein Herz.

 

 

 

KANDIERTE KIRSCHE

Eine zur Frucht

gewordene

E-Nummer.

 

SEE DER SCHÖPFUNG

Seichte Stellen,
Verschwiegenheit.

Platanen flechten
Haarzöpfe.

Weiße Perlenketten
um einen reglosen Körper,
Schleier aus Diamanten.

Steine, Wurzeln –
halten die Welt.

 

INFLUENCERIN AUF SIZILIEN

Sie posiert im Morgenlicht,

#Sunset schon im Blick.

Cappuccino con Brioche.

Story fertig. Klick.  

Auch den

#beautifulbalcony  

sofort gespeichert

im Handy.

 

Arancini in Slow-Motion,

Cannoli Close-up. 

#mercato

#AperolSpritz 

Hashtag und 

Name-Tag.  

#Teatroantico

als Backdrop.

#shooting

Shooting Shooting.

Monument trifft Brand,  

ein Herzchen für den Ätna,

zuerst dramatisch, dann charmant.

 

Yoga bei Sonnenaufgang,

Wellness im Luxus-Blend,  

#luxurious Licht-Explosion.

Die Seele on demand.  

Kajak, Madonie,

#Hideaways

ein Reel in Endlosschleife,  

#HashtagHashtagHashtag

Echo einer schönen Reife.

 

Am weissen Strand.

SUP.

#Mondello

Kuck. 

Sonne, Hut, Sand

Und Salz

auf der Haut,

perfekt ins Bild geblickt.  

Kein Jucken trübt das Lächeln,

die Kamera schliesst die Szene -

das Meer offen, ungestellt, willig.

 

Live-Stream Q&A:

Fragen, Filter, Lächeln, Lohn.  

Sizilien bleibt: ein Duft von Zitrus, Meersalz und Stein.

 

 

DIE AUFLÖSUNG I

​Es hat sich 

ereignet

Während ich lag

Schwere und

Leichtigkeit 

Zugleich

 

Die Auflösung.

Zur Lichtgestalt.

Das Zwiegespräch mit

Mami

Ganz nah

Und so vertraut.

Und doch fern

Tränen der

Freude

Und Trauer

Zugleich

 

Ein kurzer Moment

Vergewissernd

Es kann sich 

ereignen.

 

 

DIE AUFLÖSUNG II

Wellen ohne Rand
konturlos, leicht im Wasser
langsam lösch ich mich

DIE AUFLÖSUNG III

Glasrand im Licht
weiße Stille im Mund
Bleichmittel trinken

WANN 

begreift ihr: 

Das bin ich. 

Kotze auf 

eure Äusserungen. 

Kurz, lockig, 

gestreckt, halblang – 

55, 

und immer noch 

sagt ein Mann: 

„Das bist nicht du.“ 

 

Übergriff.

 

Freeze. 

 

Scheiss

​​

NÜD

Was Esch nüd?

Nüd Esch ohni

Was Esch.

Was Esch

Was Esch?

Was Esch 

Esch was Esch 

Ohni Nüd.

 

 

 

IM BADEZIMMER

Wann

Spüre ich

Meine Gegenwart?

Haare

meinen Körper

Hinabwandernd. 

Kitzeln. Fallen.

Wo?

Blond.

Zu lang?

Zu blond? 

Ich. Mich.

Im Badezimmer.

Namur. 

Braune Vorhänge.

Verkehr. Lärm. 23:11

 

LUXEMBURG

Nacht. 

Kullerkuller

Geteimte Anläufe. 

Stösse

Rundherumherumherum

Vom Ventilator

Mein Bauch

Läuft in die Gegenrichtung 

Schwer

Schoggi Mousse

Fisch mit

Grünen Bohnen

Auberginen

In umgekehrter Reihenfolge 

Und Wein Wein 

Nochmals Wein

Bis zum Hals drückt 

Es

Bin ich ja ich bin

Eine Stopfgans

Ohne freien Willen

Oder

Ich plagiere

Und 

Tue 

Als ob ich 

Ein Opfer

Wäre

Mein Gott wie 

peinlich 

 

​​

Jahre 2014ff:

 

1
Maria schwebend

das Kind vor sich.

Plötzlich ein Ruck und

Geräusche vom Hof.

Die Zimmerdecke

wölbt sich, zum Fenster

hinein
die gelben Raketen

riesig und hämisch

grinsend. Wind strömt ein.

Die Risse als
Prüfung, immer neu

muss ich entscheiden.

Scharfe Kameras,

unsichtbar im
Hellen.

Dünne Luft und im

Schrank ein Schnabel-

Schuh. Elefanten

dringen durch die Tür.

Sie blicken aus den Wänden,

Kostüme tragend.
Grün blitzt es
in meinen Augen.

Ich schicke sie weg.

2

Der rote Kirchturm ragt
aus einem roten Brocken.
Der Brocken schwebt mal nach links,

mal nach rechts, aber
immer der weissen Spur nach.

3
Die Nacht ist ein dunkelblau

schimmernder Eisblock,
er passt genau in mein Zimmer.

Die weissen Wände beatmen

den kalten Monolith
mit seinen tiefen Furchen.

4
Der Mond beobachtet mich

aus dem Tuch.
Wie lange schon?
Der Moment ist viel zu wirklich,

als dass er schon da sein sollte.

5
S’Schnäggemänteli döset

i de Fluure,
de Torm esch au ganz

matt,
de See pfuuset i sim

Loch,
ond de Bronne bsuechts

Totebeinli.

6
Die Hände zum Gebet gefaltet

kniet sie auf dem Boden.
Der eine Fuss zeigt
nach Osten,
der andere nach Süden.
Ein Zeichen für Ruhm und Macht?

Der Kopf
löst sich auf.
Der Körper wandelt sich
zum Fuss.

7
Der schwarze Mann,
grün umrandet,
- zumindest stellenweise, -

vor dunkelgrünem Grund,

schneidet
mit der goldenen Sichel

den schwarzen Mond.

 

 

 

 

8
Finde mich
ohne Sorge
durch Zazen
bei der Zeichnung
von morgen,
genauer: nach und nach.

9
Entlang des Baches steckt der Vater

mit blossen Händen
Papiere in die glitschige Erde.

Einmal hier, einmal da.
Er werde sie schon noch kriegen,

als es anfängt zu regnen.

10
Ein ausgetrocknetes Buchenblatt,
mit steifer Haut vom langen Winter,
streift, angetrieben von glühender Sommerhitze,

raschelnd dem Boden entlang,
flüchtig den Herbst ankündigend.

11
Auf dem Gesicht
ein roter Scherenschnitt.

Es zersplittert.
Er wird ganz.
Die weisse Decke,
ein dunkles Fraktal.

Mein Atem,
ein Keuchen nur.

12
Weißt du, was mich so wütend macht?

Fühlst du, was mich so wütend macht?

Siehst du, was mich so wütend macht?

Hörst du, wie wütend ich bin?
Schmeckt es dir, dass ich so wütend bin?

Riechst du meine Wut?
Riecht Wut?

Sie riecht blau.
Falsch! Wut riecht nach Rot.
Einem grellen Rot.
Einem Kopfwehrot.
Sie bringt die Adern hervor
und die Hitze in die Hände.
Sie will zuschlagen, zerstören, explodieren.

 

Ich fühle sie blau.
Ihr Ursprung liegt im Blau.
Im schwarz umhüllten Bleiblau,
in der süsslich schweren Luft,
die die Menschen in den Wahnsinn treibt.

Ihr Ton ist reibend
und kratzend im Hals,
tausend scharfen Raffeln gleich.

Sie schwillt an und
trocknet gleichzeitig aus.

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